In diesem Artikel möchte ich gerne einige Mythen widerlegen, von denen in Ratgebern oft gesprochen wird oder die unsere Gesellschaft uns ans Herz legen möchte. Als brave Bürgerin habe ich jahrelang versucht, diese RatSchläge in mein Leben zu integrieren. Heute weiß ich – nicht alles, was irgendwo geschrieben steht, muss auch für mich gelten. Die einzig wahre Antwort tragen wir sowie in uns. Anstöße von außen können helfen, dieses innere Wissen sichtbar zu machen. Aber sie können es nicht ersetzen.
1. In 3 Schritten zur eigenen Lebensplanung.
Wie viele Diätratgeber, versprechen auch Berufs- und Lebensratgeber, dass das Thema in wenigen Schritten erledigt ist. „Lies einfach dieses Buch und alle Antworten werden dir gegeben.“ Du rackerst dich ab, versuchst alle Ideen zu verinnerlichen und Übungen zu machen – ans Ziel kommst du trotzdem nicht. Warum nicht? Weil man die Antwort nicht mal eben so findet. Wäre es so einfach, dann gäbe es nicht so viele verschiedene Ratgeber. Außerdem wäre das auch ziemlich langweilig. Stell dir vor, mit nur einem Ratgeber könntest du dein ganzes Leben vorausplanen.
Meiner Meinung nach gibt es nicht die eine richtige Lebensplanung oder Berufswahl. Deine Wünsche und Bedürfnisse ändern sich. Außerdem lernst du immer wieder neue Talente an dir kennen. Glücklicherweise leben wir in einer Zeit der Möglichkeiten. Wir dürfen immer wieder neu auswählen. Hier mein Tipp: wenn du aktuell in einer Krise oder Neuorientierung steckst, siehe sie als Möglichkeit an, mehr über dich und das Leben herauszufinden. Und wenn du glaubst, du seiest angekommen, dann genieße die Zeit. Denn es wird wieder der Zeitpunkt kommen, wo dich das nicht mehr erfüllt und du dich erneut auf die Suche machst. Das Leben ist nicht planbar, sondern ein kontinuierlicher Prozess aus Veränderung. Wenn du das als Chance ansehen kannst, wird das Leben zur puren Erfüllung.
2. Du musst erst die entsprechende Ausbildung machen…
Wie oft höre ich diese Sätze. „Wenn ich diese Ausbildung abgeschlossen habe, dann kann ich in diesem Beruf tätig werden“, „Ich muss nur noch dies und das lernen, dann kann ich diese Aufgaben endlich übernehmen“. Die Liste könnte ich unendlich weiterführen. Ich selbst habe sie oft genug gebraucht. Deutschland ist das Land der Ausbildungen und Titel. „Haste nix, biste nix“ Und so quälen sich tausende von Menschen durch ihr Studium, setzen hier und da noch eine Ausbildung drauf, um ja gut genug qualifiziert zu sein für das, was sie irgendwann mal tun wollen. Schon während meines eigenen Studiums habe ich nicht verstanden, was das Theater soll. „Statistische Formeln – wozu brauch ich denn die?“ „Nie wieder Katrin, aber du brauchst einen Abschluss“.
Kann sein, dass man für manche Dinge einen Abschluss braucht. Viele Menschen haben jedoch bewiesen, dass es auch ohne geht. Oft sind augenscheinlich fehlende Qualifikationen nämlich die beste Ausrede, gar nicht erst anzufangen! Und das kann ich dir jetzt schon voraussagen: Wenn du das Übel nicht bei der Wurzel packst, wirst du auch in Zukunft nur weitere Ausreden finden, deine Träume zu verschieben.
3. Das Leben hat EINEN Sinn.
Mit der Frage nach dem Sinn des Lebens habe ich mich lange und intensiv beschäftigt. Die Suche nach Antworten hat mich mehr als einmal in die Verzweiflung getrieben. Es passieren so viele sinnlose Dinge in dieser Welt – ich kann mich regelrecht in Rage reden, wenn ich darüber nachdenke. Und in besonders philosophischen Momenten stelle ich dann gleich das ganze Leben in Frage. „Das hat doch alles keinen Sinn“, war üblicherweise das Fazit.
Heute weiß ich: alles hat einen Sinn! Auch das Leben. Aber damit ist nicht dieser eine, übergeordnete, allgemeingültige Sinn gemeint. Der Sinn des Lebens ist individuell. Jeder von uns hat die Möglichkeit, seinen eigenen Sinn zu definieren und diesen als Basis für sein Leben zu setzen. Neale Donald Walsch hat ein schönes Buchdazu geschrieben, worüber ich hier schon mal geschrieben habe. Der Sinn meines Lebens ist es, Menschen zu inspirieren und zu motivieren, ihre Leben bewusst und sinnerfüllt zu gestalten. Und sie wieder in Kontakt mit ihren Gefühlen und wahren Wünschen zu bringen. Was ist DEIN Sinn des Lebens?
4. Bestelle es einfach beim Universum.
Menschen, die mich gut kennen, werden jetzt schmunzeln. Ich habe „Parkplatz bestellen“ in unserem Freundeskreis eingeführt – und das funktioniert in der Regel hervorragend! Ich habe auch schon einen Mann bestellt, der zwar verspätet, aber immerhin geliefert wurde und ich weiß von Freunden, die ihr Haus bestellt und prompt geliefert bekommen haben. Erfolgsgeschichten rund um die Bestellungen beim Universum gibt es mehr als genug.
Was ich allerdings oft beobachte, sind solche Situationen „Ich habe mir den Traumjob doch beim Universum bestellt – wieso kommt er denn jetzt nicht?“. Oder „Daran kann ich nichts ändern. Wenn das Universum es so will, dann soll es wohl so sein“. Ich glaube, dass es viele Missverständnisse rund um das Konzept gibt! Ja, es gibt Dinge, die wir nicht beeinflussen, sondern nur darauf vertrauen können, dass alles seinen Gang nimmt. Aber es gibt mindestens genauso viele Dinge, die wir sehr wohl beeinflussen können. Allerdings nur, wenn wir die Verantwortung dafür übernehmen. Das Konzept meint nicht „Bestelle und lehne dich zurück – die da oben erledigen das schon“. So wie ich das Konzept verstehe meint es: „Vertraue darauf, dass du die richtige Unterstützung bekommst, wenn du dich auf deinen individuellen Weg machst“. Wenn du also einen Traumjob möchtest, dann kannst du diesen einfach mal bestellen und darauf hoffen, dass etwas passiert (=Verantwortung abgeben). Oder du machst dich auf die Suche, erforschst, was dir wirklich wichtig ist, sprichst mit anderen Menschen über deine Träume (=Verantwortung übernehmen) oder schreibst diese im Detail auf. Was glaubst du, wo die Chancen höher stehen?
5. Du musst ein Ziel haben.
Ist das wirklich so? Oft habe ich versucht, Ziele für mein Leben zu setzen. In fast jedem Buch zur Berufsorientierung oder Lebensplanung ist die Aufgabe vorgegeben. Zum Beispiel „Wie sieht dein Leben in 5 Jahren aus“. Und diese Ziele sollen dann auch noch smart sein – sprich spezifisch, messbar, aktionsorientiert, realistisch und terminlich festgesetzt. Ja wie soll das denn gehen? In Gesprächen mit Anderen habe ich gemerkt, dass ich nicht die Einzige bin, die sich damit schwer tut. Also habe ich es mal ohne Ziele probiert und gemerkt, dass ich mich viel freier fühle und trotzdem Erfolg habe. Ich behaupte: Ziele schränken ein, anstatt dass sie beflügeln. Mehr zu dem Thema habe ich in diesem Artikel bereits veröffentlicht.
Einige Punkte aus diesem Artikel mögen dir etwas drastisch vorkommen. Natürlich gilt auch hier – Ausnahmen bestätigen die Regel! Es ist nicht alles schwarz und weiß. Aber manchmal braucht es extreme Aussagen, um alte Muster und Glaubenssätze ein wenig in Schwung zu bringen.
Ich freue mich auf deine Kommentare und Erfahrungen.
Herzliche Grüße,
Katrin
Danke für diesen schönen Artikel, Katrin! Sehe ich genauso.
Punkt 1: Strategien sind gut, aber ich hab immer wieder festgestellt, dass ich sie nicht 1 zu 1 umsetzen kann. Ich passe es immer an meine eigenen Bedürfnisse an und fahre damit einfach besser.
Punkt 2: Ausbildungen und noch mehr Kurse gibt es viel. Und viele machen einen nach dem anderen und fangen nie an. Wenn man die richtige Richtung eingeschlagen hat und es seiner inneren Motivation und seinem eigenen Potential entspricht, hilft nur eins: Los gehts!
Punkt 3: Den Sinn habe ich oftmals erst im nachhinein verstanden, aber letzten Endes stand er immer unter einer einzigen großen Überschrift.
Punkt 4: Kann kritisch werden, wenn genau das eintrifft, was man bestellt hat, aber nicht dran dachte, dass es sich womöglich anders anfühlt oder man das ein oder andere Detail vergessen hat!
Punkt 5: Ich glaub, ein grobes Hauptziel ist wichtig, aber die vielen Möglichkeiten oder Verzögerungen muss man als jeweilige Aufgaben und Chancen betrachten. Immer mit offenen Augen auf sein Ziel zusteuern und mitnehmen, was am Wegesrand liegt.
LG
Sybille
Liebe Sybille,
vielen Dank für deinen Kommentar. Manchen Sinn verstehe auch ich erst im nachhinein. Seitdem ich weiß, dass alles seinen Sinn hat, kann ich mit manchen Geschehnissen jedoch viel entspannter umgehen. Früher ode später zeigt sich dann, wofür es gut war.
Und ja – das mit den Bestellungen ist eine super Ergänzung. Oft wünscht man sich irgendwas, ohne sich vorher wirklich über die Konsequenzen Gedanken zu machen. Das kann dann schonmal zu Überraschungen führen…
Ich wünsche dir einen schönen, entspannten Tag! Liebe Grüße, Katrin
Lieber Herr Schoppenmeier,
herzlichen Dank, dass Sie ihre Gedanken mit mir und meinen Lesern teilen. Unser Gehirn hat sicherlich einen großen Einfluss darauf, wie wir unsere Realität sehen und entsprechend gestalten. Ob es Leidensdruck und Notwendigkeit braucht, um Sicherheit aufzugeben, habe ich für mich noch nicht entgültig entschieden. Ich selbst bin den Weg meiner Veränderung ja auch aus einem Leidensdruck heraus gestartet. Doch mittlerweile sind es eher eine Neugierde und die Lust daran, all die Möglichkeiten auszuschöpfen, die mich aus der Sicherheit herausholen. Das kann ich jedoch nur, da ich über die Jahre intensiv an meinem Vertrauen gearbeitet habe, welches das Bedürfnis nach Sicherheit Stück für Stück ersetzt.
Viele Grüße, Katrin Linzbach