Die erste Woche meines Experimentes “30 Tage ohne Smartphone” ist rum und schon jetzt weiß ich: Das Smartphone für 30 Tage auszuschalten war eine der besten Entscheidungen in diesem Jahr! In diesem Artikel schreibe ich, wie sich mein Alltag dadurch verändert – und meine Lebensqualität spürbar verbessert hat.
Mein Smartphone hatte mich ganz schön im Griff
Bis auf wenige Ausnahmen, hatte ich mein Smartphone immer dabei. Sobald sich eine Minisekunde Wartezeit ergeben hat, hatte ich es auch schon in der Hand. Zum Beispiel an der roten Ampel, im Stau, im Wartezimmer, in der Schlange, im Bus. Morgens war es mein erster Griff, abends mein letzter.
Ständig klingelten SMS. Ca. 10x am Tag habe ich meine Mails gecheckt, um ja nichts zu verpassen. Immer, wenn ich wissen wollte, wie spät es war, habe ich auch gleich mal eben geguckt, was sonst so los ist in der Welt. Und darüber hatte ich dann meist vergessen, dass ich ja eigentlich nur auf die Uhr gucken wollte. Vielleicht kennst du dieses Symptom.
Außerdem hatte ich ein Teil meines Gehirns auf mein Smartphone ausgelagert. Immer, wenn ich eine Idee hatte, habe ich diese gleich aufgeschrieben, gegoogelt, bestellt oder sonst etwas mit ihr angestellt. Und darüber den eigentlichen Funken der Idee verloren.
Wo ich das hier so schreibe, bin ich ehrlich erschrocken darüber. Mein Smartphone hatte mich ganz schön im Griff. Allein für diese Erkenntnis hat sich das Experiment schon gelohnt! Doch ich habe noch weitaus mehr gewonnen.
Ich bin entspannter & habe bessere Ideen
Ohne mein Smartphone lebe ich entspannter. Da ich die Wartezeiten nicht ständig mit tippen und googlen fülle, sondern einfach Nix tue, kann Ruhe einkehren. Die wieder führt dazu, dass ich meine innere Stimme wieder höre. Und siehe da – die hat viel bessere Antworten als Google. In der letzten Woche sind mir so viele gute Ideen gekommen, wie schon lange nicht mehr. Und da ich sie nicht gleich zerfleddere oder aufschreibe, können sie in meinem Inneren heranwachsen und reifen. Wie habe ich das vermisst!
Ich habe mehr Zeit für wichtige Dinge
Ohne Smartphone schaffe ich es wieder, zweimal am Tag 15 Minuten zu meditieren. Ich habe Zeit, einfach mal auf der Couch abzuhängen, meine Tochter zu beobachten und die Stunden vorbeiziehen zu lassen. Ich habe Zeit, gemütlich in die Stadt zu gehen und zu bummeln. Ich habe Zeit zu SEIN, da ich nicht ständig den Impuls habe, etwas zu TUN.
Die Gedanken schalten sich von selbst aus
Der erste Tag ohne Smartphone startete gleich mit einer längeren Autofahrt. Mein Freund saß am Steuer, unsere Tochter und ich saßen hinten. Schon nach der 3. Kurve war sie eingeschlafen – laute Gespräche hätten irgendwie nicht gepasst. Also habe ich einfach den Blick schweifen lassen und damit auch die Gedanken. Es war so herrlich leicht, die Landschaft am Fenster vorbeiziehen zu sehen.
Ähnlich geht es mir in Momenten, wo sich ganz alltägliche Wartezeiten ergeben. Früher habe ich mein Gehirn mit Informationen überfrachtet. Heute hat es mehrfach am Tag die Möglichkeit sich zu entspannen und zu leeren, da es viel weniger Informationen verarbeiten muss.
Vermisst habe ich es nur selten
Es gab einige Situationen, wo ich mein Smartphone gebraucht hätte. Beispielsweise stelle ich mir öfter am Tag Erinnerungen, die mir gefehlt haben (Stilldemenz lässt grüßen). Auf dem Weg zu einem Arzttermin hatte ich mich verfahren und konnte mein Zuspätkommen nicht ankündigen. Außerdem gab es mehrere Situationen, in denen ich gerne ein Foto gemacht hätte. Beispielsweise von einem Geschenk, welches wir zusammen schenken wollen. Oder von den schönen Kaffeemaschinen im Hotel, die ich gern meinem Nachbarn gezeigt hätte. Doch in Anbetracht all der positiven Aspekte verzichte ich gern noch ein Weilchen.
Mehr als die Hälfte der Zeit liegt noch vor mir. Ich halte dich weiter auf dem Laufenden. Vielleicht hast du in der Zwischenzeit Lust, deine Gedanken und Ideen zu dem Thema mit mir zu teilen. In den Kommentaren unterhalb des Artikels ist genügend Platz :). Danke dir.
Ich wünsche dir einen klingeltonfreien 3. Advent.
Deine Katrin
Nachtrag 2016:
Eigentlich steht noch ein weiterer Artikel über mein Experiment aus. Doch nach mehreren vergeblichen Versuchen, meine letzten Erkenntnisse in Worte zu fassen, habe ich schließlich entschieden, den Artikel nicht zu schreiben. Daher hier noch einige Worte dazu:
Das Experiment endete am 30.12.15 und war ein voller Erfolg. Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, das Smartphone wegzugeben. Doch einige Apps und Funktionen bereichern dann doch meinen Alltag. Die Notizfunktion zum Beispiel und die Kamera nutze ich wieder regelmäßig. Und spontan ein Bild von unterwegs zu schicken, gefällt mir auch gut.
Die Social Media Apps habe ich gelöscht. Ich bekomme jetzt weniger mit, was “in der Welt” so los ist und das tut mir gut. Außerdem gehe ich bewusster mit SMS und Nachrichten um. Hätte ich alle Nachrichten, die ich im Dezember bekommen habe, beantwortet, wären ca. 4 Stunden vergangen. Die Zeit nutze ich dann doch lieber für andere Dinge und schicke Menschen öfter gute Gedanken. Und auch die kommen an :).
Eine Sache ist mir nach dem Experiment noch bewusst geworden: Das Smartphone hat eine unglaubliche Sogwirkung. Nach so langer Abszinenz habe ich plötzlich gemerkt, dass ich überhaupt nicht ansprechbar bin, wenn ich das Teil in der Hand habe. Ich dachte immer, ich könnte mit einem Teil meiner Aufmerksamkeit die Umwelt wahrnehmen und mit dem anderen Teil mein Smartphone benutzten. Doch das Smartphone zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Auch das hat mich noch mal zum Nachdenken angeregt. Ich werde das Experiment wiederholen und freue mich jetzt schon drauf!
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Hi Katrin,
tolles Thema und schöne Beschreibung Deines neuen Freiraumes. Ja, ich denke auch, dass der Geist viel mehr Freiräume für Ideen braucht und durch die permanente Smartphone-Nutzung im Dauerberieselungs-Zustand ist.
Die Warnhinweisschilder mit handylesenden Fussgängern kennt man ja schon aus diversen Satire-Darstellungen, aber wären durchaus angebracht. Immer mehr Menschen laufen lesend duch die Gegend, nehmen ihre Umwelt nicht mehr wahr und sind gestresst. Warum nur?
Interessant fand ich , dass meine Frau, die ihr Handy ebenso als dienstl. Haupt-Kommunikationsgerät nutzt (nutzen muss), vor kurzem nach Hause kam und von einem Besuch asiatischer Geschäftspartner erzählte. Diese waren erstaunt, warum hier in Deutschland Menschen in der Bahn noch Zeitung lesen und SO WENIG Handys zu sehen seien. Also befürchte ich, dass das Ende noch nicht erreicht ist und es umso wichtiger ist seinen Weg in der volldigitalisierten Welt zu finden mit dem man zufrieden sein kann.
Ich selbst nutze mein Smartphone seit ca. 6 Monaten sehr dosiert. Ich habe es im Laufe des Tages normalerweise nur 2-3 Mal in der Hand, nehme es oft bewußt nicht mit und habe keine Facebook-App auf dem Telefon (Facebook ist ein anderes Thema).
Dennoch kann man sich dem ganzen oft nicht entziehen. Ich bemerke oftmals, wie sehr es mich stört, wenn bei einer Verabredung, dem Treffen mit Freunden oder auch innerhalb der Familie, ständig die Telefone gezückt werden. Oder wenn ich an ein schönes Konzert denke oder eine Aufführung meiner Tochter in der Schule: Überall sind die Handys gezückt und die meisten betrachten das ganze nur noch durch das Display des Handy. Dadurch verpasst man so viel und ganz abgesehen davon, dass die Stimmung bei einem Konzertbesuch a.m.S. gestört wird. Schade.
Für mich, bin damit zufrieden nicht von meinem Handy gegeisselt zu werden, werde es aber dennoch natürlich weiter nutzen, denn es gibt viele nützliche tolle Dinge, wie die Kamera, wie meine geliebte Rennrad-App, wie…. (viel mehr außer noch im notfall telefonieren zu können fällt mir gar nicht ein) 🙂
Wünsche Dir weiterhin viele spannende Erfahrungen.
VG,
Marcus
Hallo Marcus,
Danke für deine Rückmeldung, über die ich mich freue! Spannend, was du über die asiatischen Geschäftskontakte schreibst. Noch mehr Handy kann ich mir ganz nicht vorstellen. Doch der Digitalisierungstrend ist nicht aufzuhalten – und hat uns ja viel Positives mitgebracht. Daher ist es in der Tat der bewusste Umgang damit, der uns hilft, “den eigenen Weg zu finden”, wie du so schön schreibst.
Ich bin gespannt, wie es an Weihnachten wird. Heute Abend habe ich die erste Weihnachtsfeier und das Smartphone wird bei Vielen sicherlich ein wichtiger Begleiter sein. Dieses Jahr kann ich das Treiben ganz entspannt beobachten und meine Wünsche gedanklich in die Welt verteilen. Bei guten Freunden kommen sie auch ohne Smartphone an 🙂
Ich wünsche dir und eine Familie einen schönen dritten Advent.
Liebe Grüße, Katrin
Ich vergesse das Ding schon mal häufiger… Ist einfach so!
Auf dem Handy sind nur Dinge, die “ich brauche”. Telefonbuch, whats app, sms. Ein paar Blogs, die ich regelmäßig lese.
Keine E-Mails, kein FB…
Die Schreiberei auf der virtuellen Tastatur finde ich sehr mühsam. Entsprechend sparsam bin ich mit sms und whats app. Ebenso ist die Resonanz 😉
E-Mails beantworte ich am PC. Meine InfoSeiten habe ich dort auf einem Dashboard zusammen gefasst. DAS ist oft schon mehr Information, als ich verarbeiten kann. Vieles lese ich deshalb auch gar nicht mehr. Beim überfliegen der ersten Sätze mag ich auch nicht mehr! Viele Wiederholungen…
Ich sehe täglich den Umgang mit dem SmartPhone und finde es einfach nur erschreckend.
Lieben Gruß
Andrea
Liebe Andrea,
ja, es ist erschreckend. Ich habe gestern mit meiner Schwägerin darüber gesprochen, wie wir an Weihnachten mit den Telefonen umgehen möchten. Sie ist auch sehr dafür, dass das Handy ausbleibt. Und sie hatte noch eine gute Idee: Wenn man mit Freunden / Familie unterwegs ist, legen alle das Handy als einen Trum auf den Tisch. Wer als erstes drangeht, muss die Rechnung des ganzen Abends zahlen. Und schon können die Telefone ungenutzt mitten drinnen liegen. Denn so viel Geld ist es den meisten dann (zum Glück) doch nicht wert!
Aus unserem Alltag verbannen können wir sie nicht mehr. Doch ein bewusster Umgang macht schon vieles besser!
Liebe Grüße und eine stille Weihnachtszeit,
Katrin
Hallo,
ich bin gerade über deinen Blog gestolpert. Du sprichst mir aus der Seele! Inspiration pur!
Danke dir 🙂