Veränderungen finden minütlich statt. Meist bekommen wir das gar nicht mit, da wir mitten drinnen stecken in unserem Alltagstrott. Vertieft in Gedanken, den Kalender voller Termine. Dabei verändert sich um uns herum Alles. Ständig. Die Jahreszeiten tanzen um uns herum. Bei der Arbeit kommen neue Kollegen dazu, Freunde heiraten, andere trennen sich, die Nachbarn ziehen aus, gegenüber wird gebaut.
Auch wir selbst verändern uns ständig. Hier eine neue Falte, da ein graues Haar. Wir lernen neue Dinge dazu, machen neue Erfahrungen, lernen Menschen kennen, die uns prägen. Wir heiraten, bekommen Kinder, werden befördert und ziehen in eine größere Wohnung.
Einiges davon sehen wir als selbstverständlich an und schaffen wie von selbst RAUM dafür in unserem Leben. Der neue Partner will einziehen? Kein Problem – die Möbel werden etwas zusammengerückt und dann passt das schon. Es wird kälter? Dicke Jacke an und los geht‘s. Kinder? Sie stellen unser Leben vollkommen auf den Kopf. Und trotzdem – oder genau deshalb? – lassen wir uns freiwillig und voller Freude auf das Abenteuer ein.
Veränderung? Gibt es in meinem Leben nicht
Es gibt aber auch Momente im Leben, da versuchen wir Veränderungen bis aufs Letzte zu vermeiden. Die Beziehung läuft nicht mehr? Ach quatsch – das regelt sich schon wieder. Bis der Partner plötzlich auszieht. Einen neuen Job suchen? Wozu? Mein Job ist doch sicher. Bis das nächste Restrukturierungsprogramm kommt und eines Morgens die Kündigung auf dem Schreibtisch liegt. Dein Kind sitzt auf gepackten Umzugskisten. Wie – du ziehst jetzt schon aus? Auf manche Veränderungen scheinen wir einfach nicht vorbereitet. Sie platzen über Nacht in unser Leben und stellen uns vor vollendete Tatsachen. Bähm. Sie zu, wie du damit klar kommst.
Doch das muss nicht sein.
In diesem Artikel stelle ich dir ein Modell vor, dass mir sehr geholfen hat, Veränderungen aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Einerseits zeigt es auf, wie Veränderungen funktionieren und andererseits, wie du ihnen selbstbestimmt begegnen kannst. Denn die nächste Veränderung kommt bestimmt.
Das Modell wurde von den Herren Lynch und Kordis entwickelt und erinnert an manchen Stellen an die Sterbephasen von Elisabeth Kübler-Ross. Ursprünglich war es für Unternehmen gedacht, aber es lässt sich wundervoll auf die persönliche Situation übertragen. Lynch und Kordis unterscheiden zwei Formen der Veränderung: fremd- und selbstbestimmte Veränderung.
Bewusster Umgang mit fremdbestimmten Veränderungen
Eine fremdbestimmte Veränderung platzt von außen über uns herein. Wir können nichts dagegen tun – plötzlich ist sie da. Das kann jedem von uns passieren. Jederzeit. Dann haben wir nur noch die Möglichkeit zu reagieren. Wie wir das tun, können wir wiederum selbst entscheiden. Entweder wir liefern uns machtlos aus, jammern, machen andere dafür verantwortlich und quälen uns – manchmal jahrelang. Oder wir durchlaufen den Prozess BEWUSST. Denn dieser ist – zumindest in meinem bisherigen Leben und auch nach Lynch und Kordis – immer gleich: Zunächst geraten wir in Schock. Sind wie erstarrt. Sobald diese Phase aufhört, fangen wir an, die Situation zu leugnen. „Ach, der zieht hier bald wieder ein. Das ist nur so ne Phase“. „Das mit der Kündigung meinen die bestimmt nicht ernst.“ Auch diese Phase endet irgendwann und wir schauen der Realität ins Auge. Dann kommt der Ärger. Wut auf irgendjemanden oder auch auf uns selbst. „Wie können die mir das antun? Wieso habe ich das nicht früher erkannt?“ Es schließt sich die Phase der Trauer und der Angst an. Du hast keine Ahnung, wie es weiter geht. Vielleicht weinst du viel, fühlst dich deprimiert und verzweifelt. Dann kommt der Widerstand. „Ist mir doch egal“, „Der kann mich mal“. Dann hast du es fast geschafft. Denn wenn diese Phase abgeschlossen ist, kommt der Moment der Akzeptanz. Du kannst die Situation annehmen, wie sie ist und wieder nach vorne schauen, ins Tun kommen.
Jede dieser Phasen gehört dazu. Du kannst Keine überspringen. Und je bewusster du diese Phasen durchlebst und allen Gefühlen ihren RAUM gibst, desto schneller gehen sie vorbei. Ich habe mehr als eine fremdbestimmte Veränderung hinter mir und weiß, wovon ich spreche. Es tut weh, es schmerzt und kostet Kraft. Doch als Belohnung kommt der Neuanfang mit vielen neuen Chancen, Perspektiven und Möglichkeiten.
Auch das ist möglich: Veränderungen selbstbestimmt
In vielen Situationen muss es jedoch gar nicht so weit kommen, dass Veränderungen über uns hereinbrechen. Heute weiß ich das. Es gibt nämlich diesen Punkt, an dem wir proaktiv handeln und die Veränderung selbstbestimmt gestalten können. Lynch und Kordis nennen das den Bifurkationspunkt.
Was musst du dafür tun? Zunächst einmal erkennen und akzeptieren, dass Veränderungen zum Leben dazu gehören. Dann kannst du regelmäßig innehalten und wahrnehmen, was um dich herum geschieht und wie es dir damit geht. Du erkennst die Signale, die darauf hinweisen, dass es an der Zeit ist, etwas zu verändern. Zum Beispiel in deiner Beziehung. Die Phase der Verliebtheit ist vorbei, der Alltagstrott nimmt Überhand, alles wird Gewohnheit. Wenn du dir dessen BEWUSST wirst, kannst du aktiv handeln und so dem Strudel der fremdbestimmten Veränderung entgehen. Auch dann geht es möglicherweise erst mal ein Stückchen bergab. Ihr müsst euch neu aufeinander einlassen, gelangt in ungewohntes Terrain. Doch dieses Tal ist bei weitem nicht so schmerzhaft, wie das Tal des Leidens. Und die Möglichkeiten, die sich da auftun sind unendlich größer.
Ich selbst reflektiere seit meiner Coachingausbildung regelmäßig, ob in meinem Leben eine Veränderung ansteht. Muss ich mehr Werbung für das Kartenspiel machen oder reicht kann es eine Zeitlang alleine wachsen? Brauche ich einen Nebenjob, oder kann ich von meiner Selbstständigkeit dauerhaft leben? Sollte ich mir mehr Zeit nehmen, einen Partner zu finden oder werde ich ihm begegnen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist? Es ist total spannend, immer wieder diese Fragen aufzuwerfen und die Antworten wahrzunehmen. Sie fallen jedes Mal anders aus. Denn Veränderung findet überall statt. Ständig.
Wenn dir der Artikel gefällt, freue ich mich über einen Kommentar. Bitte teile ihn mit anderen Menschen und schenke ihnen somit eine neue Perspektive auf das Thema Veränderung.
Deine Lebenszeit ist kostbar!
Herzliche Grüße, Katrin
Hallo Katrin,
ein sehr schöner Artikel. Du hast Recht, Veränderungen gehören zum Leben.
Ich denke, es ist für die meisten Menschen einfacher, zu reagieren, wenn etwas passiert ist, als sich vorab Gedanken zu machen, wie man gegensteuern kann.
Einfach alles laufen lassen ist immer einfacher als etwas zu tun.
Viele Grüße
Claudia
Liebe Claudia,
danke dir. Laufen lassen ist in der Tat manchmal einfacher – doch die Konsequenzen dessen tragen zu müssen kann sich schwer anfühlen. Paulo Coelho hat das mal sehr schön verfasst: „Unerwartetes, heftiges Leiden geht schneller vorüber als scheinbar erträgliches, das jahrelang andauert“.
Ich wünsche dir eine super schöne Frühlingswoche. Wahnsinn, wie hier alles aus dem Boden schießt. Auch das kann Veränderung sein.
Liebe Grüße, Katrin
Liebe Katrin,
oh ja Veränderungen… und ehrlich gesagt: Ich liebe Veränderungen, selbst gewählte natürlich ;O) und mit den vor die Füße-Geworfenen hab ich mittlerweile auch gut meinen Modus gefunden. Es haut immer noch um, aber das Aufstehen dauert nicht mehr so lange. Das tut unheimlich gut! Ja und ich kann ebenfalls bestätigen, dass Gedanken und Entscheidungen von heute, morgen schon nicht mehr stimmen können. Manchmal werden wir einfach „gezwungen“ dem Leben zu vertrauen, ihm entgegenzugehen, so schwierig es machmal ist und zu akzeptieren, dass nicht alles wie am Schnürchen klappt. Und danach verstehen wir warum! Und das ist das gut! Das einzig Beständige ist die Veränderung! ;O)
Alles Liebe!
Mohni
Liebe Mohni,
danke für deinen Kommentar. Ich habe auch gemerkt, dass ich schneller wieder aufstehen kann. Und zu sehen, wie dieser Samen des Vertraunes in mir keimt und wächst grenzt fast schon an ein Wunder. Ich weiß noch, wie ich damals zu meinem Coach sagte „Aber wie soll ich denn darauf Vertrauen?“. Vom totalen Kopfmensch hin zu einer gesunden Balance aus Kopf und Bauch gewürzt mit einer guten Portion von Vertrauen war eine spannenden Entwicklung. Mit Höhen und Tiefen und voller Dankbarkeit.
Liebe Grüße, Katrin
Hallo Katrin,
ich kann dich nur bestätigen. Proaktives Handeln ist für mich der effektivste Weg. Sich einer Sache stellen und nicht lange daran verzweifeln. Ins Vertrauen kommen und die Umstände oder sich Selbst verändern.
Lieben Gruß
Matthias
Selbstbestimmte Veränderungen sind viel leichter – weil gewollt. Fremdbestimmte sind immer schmerzhaft – selbst wenn man sie kommen sieht. Wenn man sie bewusst wahrnimmt, bleibt mehr Selbstbestimmung.
Je älter man wird, desto geübter wird man 😉
Es schmerzt? Ok, dann ist es eben gerade so! Man versinkt nicht mehr darin, man fühlt sich nicht mehr so lange so hoffnungslos. Man geht bewusst da durch, nimmt jede Regung wahr – und weiß, dass das Licht am Ende des Tunnels auf jeden Fall da ist! Jedes Mal ein bisschen schneller… Jedes Mal ein bisschen heller…
Das ist Vertrauen in das Leben!
Herzliche Grüße
Andrea