Angeregt durch ein Gespräch am Wochenende möchte ich Euch einige meiner „Shit Stories“ erzählen. Häufig reden Menschen nur von dem, was gut läuft und womit sie erfolgreich sind. Das sind die Success Stories. Selten sagt jemand, dass es auch mal schlecht läuft. Dabei ist es so wichtig, auch über die Fehler zu reden und diese offen zuzugeben. Ein Kind würde nie mal laufen lernen, wenn es nicht vorher viele Male hingefallen wäre! Ich möchte Euch mit diesem Artikel ermutigen, zu Euren „Fehlern“ zu stehen und diese für den weiteren Weg zu nutzen, anstatt sie zu verteufeln!

#1: Vom Impuls bis zur ausgesprochenen Kündigung in 6 Monaten

2009 habe ich meinen Job bei der Telekom gekündigt. Eine sichere Festeinstellung, die mir nicht nur ein sicheres Gehalt, sondern auch eine feste Rente zugesichert hat. Während des Prozesses – kündige ich ja oder nein – gab es kaum Menschen, die mich dazu ermutigt haben. Ganz im Gegenteil „Das kannst Du doch nicht machen“, „Viele Menschen würden alles für so einen Job geben“, „Du versaust Dir Deine ganze Zukunft“. All diesen Sprüchen war ich ausgesetzt und diese haben mir richtig Angst gemacht. Was, wenn die Leute Recht haben? Was, wenn ich nie wieder einen anderen Job finde? Solche und andere irrsinnige Fragen habe ich mir wieder und wieder gestellt – und das ganze hat über ein Jahr gedauert!! Bis dann endlich die Erkenntnis kam: Komme was wolle, ich muss hier raus! Dieses wundervolle Gefühl im Anschluss an die Entscheidung habe ich bereits an mehreren Stellen beschrieben 🙂

Fazit: Ein Entscheidungsprozess darf Zeit dauern. Er darf Angst machen. Und er wird belohnt, wenn man seiner inneren Stimme folgt! Denn: Dann öffnen sich plötzlich neue Türen, die man in dem ganzen Angst-Wahn gar nicht gesehen hat. Diese Türen öffnen sich immer. Und daran glaube ich, bis mir jemand das Gegenteil beweist!

#2: Zweifel nach einer wichtigen Entscheidung

Nachdem sich die Euphorie der Kündigung dann langsam gelegt hatte, war sie wieder da, die Angst. Und zwar noch etwas heftiger. Direkt nach der Kündigung hatte ich mich hochmotiviert und völlig blind in ein neues Projekt gestützt, das voll gescheitert ist. Und da kamen wieder all die Sätze in Erinnerung „Das kannst Du doch nicht machen“ … . Die Menschen hatten Recht. Es war ein Fehler. Ich bin gescheitert. Ich habe mich gefühlt, wie ein kleines Nichts. Alles, was ich dachte, was ich sei, war plötzlich in sich zusammengebrochen. Wer war ich dann, wenn nicht die erfolgreiche Karrierefrau, die irgendwann die Marketingabteilung eines Großkonzerns leitet und diese Position spielend mit einer Familie in Einklang bringt? Wenn ich den Satz heute lese, weiß ich, wie Paradox diese Vision an sich war. Dazu an anderer Stelle mehr. Ich habe mich damals gefühlt, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggerissen. Alles, was mein Selbstbild und meine Vorstellung vom Leben ausgemacht hatten, schien mir plötzlich vollkommen sinnlos und irrsinnig. Aber wenn es diese Vorstellung nicht war, welche dann? Lange habe ich nach dem „Sinn des Lebens“ gesucht. Und glaubt mir. Dabei habe ich nicht nur eine Enttäuschung erlitten. Der Erkenntnisprozess war schmerzhaft, voller Trauer und Verzweiflung. Glücklicherweise mit wundervollen Menschen an meiner Seite, die mich gestützt haben und für mich da waren.

Fazit: Diese Phase hat mir einiges wahrhaftig erlebbar gemacht: Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst. Ich habe die besten Freunde, die man sich vorstellen kann. Sie glauben auch an mich, wenn ich es mal nicht tue. Es gibt immer ein Licht am Horizont, egal wie düster die aktuelle Siutation aussehen mag. Und wenn man dieses erreicht, geht das mit einem Gefühl von Lebensfreude einher, wie ich sie bis dato niemals spüren durfte. Denn: dieses Licht am Horizont war die Erkenntnis darüber, wer ich wirklich bin und nicht wer ich denke zu sein! Niemals hätte ich das in diesem Ausmaß erfahren dürfen, wenn ich nicht durch diesen Schmerz gegangen wäre. Was nicht heißt, dass es bei Dir ebenfalls so sein muss. Aber es kann.

 

#3: Meine erste Wuterfahrung

Während meiner Coaching-Ausbildung habe ich nicht nur einmal felsenfest behauptet: Ich bin nie wütend und brauche dieses Gefühl auch nicht. Ich habe es für vollkommenen Quatsch gehalten, dass man ein Gefühl wie Wut voll ausleben muss. Und wer mich kennt, weiß, wenn ich von etwas überzeugt bin, dann posaune ich diese auch mal gerne aus! Die Erkenntnis, dass es auch in mir Wut über Phasen im Leben gibt, war intensiv. Plötzlich spürte ich diese Wut in jeder Zelle meines Körpers. Aber mein Verstand schrie nach wie vor „Ich bin nie wütend und werde es nie sein“. Mir selber eingestehen zu müssen: „OK, vielleicht haben die anderen Recht und auch ich trage Wut in mir“ war zunächst schmerzhaft. Anderen „Recht“ für etwas geben war ein großer Klops für meinen Verstand. Und dann auch noch über so eine Lächerlichkeit wie ein Gefühl! An dem Tag habe ich meiner Wut dann Raum gegeben und wie eine Wahnsinnige im Wald umhergeschlagen und gebrüllt. Ich habe die heilende Wirkung erkannt, wenn man seine Gefühle lebt! Das war übrigens nicht das einzige Ausbildungsmodul, in dem meine Gefühle mit mir durchgegangen sind! Es waren Wut, Trauer, Angst, Verzweiflung und viele andere Gefühle, die ich hier kennenlernen durfte. Und auch, wenn es im ersten Moment erschöpfend wirkt und wirklich weh tut – es lohnt sich!

Fazit: Meine Gefühle sind ein Teil von mir. In all ihren Facetten! Und seitdem ich sie kenne und immer besser kennenlerne, geht es auch gar  nicht mehr um „Recht haben“ oder nicht. Es geht darum, authentisch zu sein mit all den schönen und Schatten-Seiten. Und zu sich selber zu stehen, so wie man ist.

 

#4: Erst brauche ich eine Homepage

Ein weitere schöne Shit Story gibt es aus meiner Gründungszeit. Einige von Euch, die sich selbstständig gemacht haben oder gerade in dem Prozess sind, werden sich hier wiedererkennen. Es gab zich ausreden, warum ich mit meinem Angebot noch nicht richtig an die Öffentlichkeit gehen konnte. „Zunächst brauchte ich natürlich eine Homepage. Wie unseriös ist das denn, wenn ich sage, ich arbeite als Coach bin aber nicht im Internet vertreten. Für eine Homepage braucht man aber ein Logo. Also kümmere ich mich jetzt erst mal ums Logo, als darum Menschen von meiner bereichernden Dienstleistung zu erzählen.“ Das Logo hat ungefähr 6 Monate gebraucht, um reif zu sein. Während dieser Zeit habe ich glücklicherweise gemerkt, dass auch ein Blogformat als erste Homepage reicht und es nicht gleich die perfekte Profi-Seite sein muss. Das Spiel war allerdings noch nicht vorbei. Ich brauch erst mal einen schönen Raum, in dem ich meine Coachings anbieten kann. „Bei mir zu Hause ist kein Platz, etwas Fremdes anmieten möchte ich nicht, ich suche mir lieber erst mal den Bauernhof, in dem ich schon lange leben möchte, bevor ich Coachings anbiete. Diesen kann ich jedoch erst anmieten, wenn ich auch genügend Kunden habe.“ Paradox, oder? Dann kamen Flyer & Visitenkarten: „Um Menschen anzusprechen, benötige ich erst mal Flyer, die designed, mit Text gefüllt, formatiert und gedruckt werden müssen.“ Und wenn ich gut überlege, fallen mir bestimmt noch weitere Ausreden ein, die mich davon abgehalten haben, mit meiner Berufung und meiner Vision auf Menschen zuzugehen.

Fazit: Es braucht nichts von außen, um seine Dienstleistungen – sei es Coaching, Beratung, Massage, Reiki, Finanzberatung oder was auch immer – anzubieten. Es braucht einzig und allein die innere Reife und Einstellung! Hat man seine Ausbildung erfolgreich beendet und bei seinen „Testkunden“ mehr als einmal strahlende Augen gesehen, darf es losgehen. Und zwar nicht damit, dass man über Homepage, Flyer und Sonstiges an die Menschen herantritt, sondern damit, dass man persönlich auf Sie zugeht! Du brauchst als GründerIn Unterstützung in diesem Bereich? Vielleicht hilft es Dir schon zu wissen, dass Du damit nicht alleine bist! Wenn Du weitere Anstöße brauchst, meld Dich gerne!

 

Soweit ein erster Eindruck in die Phasen, in denen nicht alles perfekt, rund und kinderleicht von der Hand gegangen ist. Im Nachhinein kann ich sagen: Jede einzelne dieser Phasen hat nachhaltig für meinen Erfolg gesorgt. Ich möchte Euch daher ermutigen Eure „Shit Stories“ bewusst zu leben und sie zu nutzen! Sie bergen so viele Geschenke. Diese erkennt man jedoch nur, wenn man wohlwollend hinschaut und die Phase als das nimmt, was sie ist: Lernerfahrung mit Kraftpotential! Eugen Simon hat auf einem seiner Vorträge mal gesagt: „Wenn ich hinfalle, bin ich 1,90m näher an meinem Ziel. Ich muss nur wieder aufstehen.“

In diesem Sinne: eine inspirierende Woche Euch!

Eure Katrin