Ordnung im Kinderzimmer – das scheint nicht immer leicht. Dabei ist ein Sinn für Ordnung im Menschen angelegt. Als geistige Wesen unterliegen wir den geistigen Gesetzen, in denen Ordnung eine große Rolle spielt. Die Natur macht es uns täglich vor. Dort folgt alles einer bestimmten Ordnung und übergeordneten Gesetzmäßigkeiten. Auch der Mensch ist ja Teil der Natur.
Je nachdem, wie alt dein Kind ist, hast du vielleicht schon erlebt, dass dein Kind auf seine Weise selbst Ordnung herstellen will. Meine Mutter war Montessori-Lehrerin und sie hat mich schon früh darauf hingewiesen, dass es eine Phase in der Entwicklung des Kindes gibt, wo es diesen natürlichen Sinn für Ordnung aus sich heraus entwickelt.
Dass das meist nicht gelingt, liegt meiner Erfahrung nach an 2 Sachen: Wir – auch unsere Kinder – besitzen zu viel Kram, der es den kleinen Stöpseln teilweise unmöglich macht, Ordnung herzustellen. Und uns Erwachsenen fehlen oft Geduld und / oder der Blick dafür, wie wir unsere Kinder in ihrer Ordnung sinnvoll unterstützen können. Insbesondere in puncto Geduld kann ich mich an meine eigene Nase fassen :).
Im heutigen Artikel teile ich einige der Strategien, wie wir mit (Un-)Ordnung im Kinderzimmer umgehen. Teile gern auch deine Erfahrungen per E-Mail an: mail@dariavision.de
Weniger ist mehr – Ordnung im Kinderzimmer fängt beim Konsum an
Eine goldene Regel für Ordnung im Kinderzimmer ist: Je weniger Kram dein Kind besitzt, desto leichter ist es, Ordnung zu halten. Ein erster Schritt ist für Ordnung im Kinderzimmer ist daher: Schiebe einen Riegel vor den Konsum! Gerade jetzt zu Weihnachten ein hochaktuelles Thema.
Hier ein Beispiel aus unserem Alltag: Wir haben eine große Familie, die gerne schenkt. Von Anfang an habe ich klare Regeln aufgestellt. In den ersten Jahren durften die einen Großeltern zu Weihnachten etwas schenken, während die anderen Geld gegeben haben und im nächsten Jahr umgekehrt. Mit Tanten, Onkeln, Nachbarn waren dann doch jedes Jahr mehr Geschenke unterm Tannenbaum, als meine Tochter verarbeiten konnte. Bis zum 7. Lebensjahr hat sie Wochen gebraucht, bis sie die 10-12 Geschenke ausgepackt hatte. Bis zum 3. Lebensjahr war der Inhalt der Geschenke auch gar nicht interessant. Es waren das knisterige Geschenkpapier und die glitzernden Schnüre, die alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben.
Besondere Achtsamkeit gilt für mein Empfinden auch bei der Frage „Was wünschst du dir vom Christkind?„. Die Frage ist so schnell gestellt und mit der Tradition oft viele positive Emotionen verbunden. Da kommt das Christkind und erfüllt einem die Wünsche. Toll. Unbewusst wird meiner Meinung nach damit jedoch die Konsumhaltung beim Kind gefördert, was in einem kontinuierlichen „haben wollen“ ausarten kann – einem Quell für Kram im Kinderzimmer.
Wenn es doch zu viel geworden ist, hilft Ausmisten
Im Kinderzimmer ist es wichtig, regelmäßig auszumisten. Dinge, mit denen das Kind gestern noch gespielt hat, sind heute out. Und alles, was das Kind nicht mehr nutzt, blockiert wertvollen Raum für Kreativität, Bewegung und Ruhe.
Wenn jedoch einmal etwas in den Besitz deines Kindes gelangt ist, fällt es ihm meist nicht leicht, das auch wieder loszulassen. Zumindest bei uns zu Hause werden Dinge, aus denen sie eigentlich rausgewachsen ist, in dem Moment wieder interessant, wenn ich sie aussortieren will. Vermutlich liegt auch das in der Natur des Menschen. Als „Jäger und Sammler“ waren wir ja früher darauf angewiesen, Nahrung und andere Dinge zu sammeln und bestmöglich zu verwerten. Ausmisten will also gelernt sein.
Wenn es mir im Kinderzimmer zu voll wurde, habe ich die Sachen meiner Tochter daher früher ohne sie aussortiert und im Keller zwischengelagert. Manches habe ich nach einiger Zeit weggegeben, anderes wieder hervorgeholt, so dass meine Tochter sich erneut darüber freuen konnte.
Mittlerweile ist der Wunsch nach Ausmisten auf meine Tochter übergesprungen (zumindest in Teilen :)). In den Herbstferien hat sie sich mit 8 Jahren zum ersten Mal freiwillig von allem möglichen getrennt. Außerdem war es zum ersten Mal sie, die mich motiviert hat, die letzten 2 Ecken auch noch zu machen. Irgendwann fruchten die Samen des Vorbildes dann doch :).
Ordnung will gelernt sein
Da unser Leben von heute oft weit weg von unserem natürlichen Ursprung liegt – wir leben innerhalb von 4 Wänden, 24/7 ist alles auf der Welt per Knopfdruck bestellbar, …) muss Ordnung gelernt werden. Und das braucht Vorbild und Zeit.
Wenn du von deinem Kind Ordnung erwartest, musst du natürlich selbst damit anfangen. Als Eltern sind wir IMMER Vorbild. Mit allem, was wir bewusst oder unbewusst denken, tun und sagen. Wenn Eltern ihre Kleidung jeden Abend aufräumen, wird das Kind das irgendwann auch tun. Wenn Eltern jeden Tag ihr Bett machen, wird das Kind das irgendwann auch tun. Wenn Eltern den Tisch abräumen, wird das Kind das irgendwann auch tun. Es sei denn, du kommst deinem Kind zuvor, und es gewöhnt sich an: „Die Mama macht das schon“.
Es macht daher Sinn, die Kinder schon früh in den Prozess des Ordnung machen aktiv einzubinden.
Wie oben beschrieben, haben die Kinder in einem gewissen Alter von sich aus selbst den Drang danach. Wenn du erkennst, dass dieser bei deinem Kind erwacht, ist das der beste Zeitpunkt, Ordnung gemeinsam mit ihm zu üben. Wundervolle Anregungen dazu (und zu vielen anderen Themen) findest du in dem Buch „Kindern mehr zutrauen“ von Michaeleen Doucleff.
Ordnungsrituale
Rituale geben Halt im Alltag. Da ich selbst eine vielseitige Persönlichkeit bin, fällt es mir nicht immer leicht, Rituale zu etablieren und zu halten. Daher hatten wir auch viele jahrelang keine Aufräumrituale.
Doch jetzt ist es uns gelungen: Wenn meine Tochter Besuch hat, wird das Zimmer aufgeräumt. Und zwar so, dass man sich danach wieder gut darin bewegen kann. Meist dauert das 5 Minuten und die Kinder haben auch noch Freude, wenn sie es gemeinsam machen.
Von anderen Familien habe ich gehört, dass sie jeden Abend aufräumen, wiederum andere nutzen eine feste Zeit am Wochenende. Manche machen es spielerisch, andere mit Musik. Die Rituale können vielfältig sein. Und sich regelmäßig ändern! Da Kinder sich ja schnell entwickeln, braucht es regelmäßig neue Rituale.
Das System muss zu deinem Kind passen
Ein Klassiker unter den Ordnungssystemen im Kinderzimmer sind sicherlich Kisten, Körbe, Taschen. Man kann Gleiches zu Gleichem sortieren und die Dinge lassen sich schnell reinschmeißen. Ein weiterer Vorteil: Für manche Dinge kann man ein Limit setzen. Wir haben zum Beispiel eine Krams-Kiste, in der allesmögliche Zeug landet, dem man keinen sinnvollen Platz zuordnen kann. Wenn die Kiste voll ist, muss etwas aus der Kiste verschwinden, bevor etwas Neues kommt.
Wichtig für den Hinterkopf finde ich hierbei: Die Welt sieht aus Kinderaugen anders aus. Meiner Tochter sind oft andere Dinge wichtig als mir, wenn sie ihre Dinge ordnet. Wenn ich dann aus einer Ungeduld heraus mit einem „Das ist doch jetzt nicht wichtig“ darüber hinweg gehe, ist das wenig hilfreich.
Um das zu deinem Kind passende Ordnungssystem zu finden, kannst dein Kind eine Zeit lang beobachten, während es aufräumt oder sortiert. Dadurch bekommst du vielleicht einen wertvollen Hinweis, was für dein Kind gut funktioniert.
Ich hoffe, es waren einige neue Anregungen für dich dabei. Schreib mir gern, was für euch funktioniert!
Liebe Grüße, Daria