Kennst du dieses Gefühl – du lebst deinen Alltag, fährst täglich zu Arbeit, hast einen Beruf, um den dich viele beneiden – aber irgendwie fehlt zur beruflichen Erfüllung noch etwas? Du weißt nicht genau, was es ist, aber eine kleine innere Stimme sagt immer wieder „Da draußen – da gibt´s noch mehr für dich zu entdecken…“
Doch irgendetwas hindert dich daran, dieser Stimme Gehör zu schenken. In diesem Artikel möchte ich einige innere Stimmen vorstellen, die diesen Gedanken möglicherweise beiseiteschieben wollen. Alle haben ihre Berechtigung. Die Frage ist, ob sie auch die Führung übernehmen sollen – oder ob dieser Ruf nach dem ‚Mehr‘ im Leben nicht zumindest gehört werden darf.
1. Ich finde eh nichts Besseres
Vom aktuellen Standpunkt aus, ist die Sichtweise auf ein ‚Mehr‘ häufig begrenzt. Die ganzen Möglichkeiten außerhalb des aktuellen Systems kann man oft nicht erkennen. Und statt die Perspektive zu wechseln und mögliche Alternativen von einem neuen Standpunkt aus zu betrachten, schneidet man die Stimme nach dem ‚Mehr‘ ab, weil man ja „eh nichts Besseres findet“.
Dieser Gedanke lähmt und hindert dich daran, den ersten Schritt zu tun. Klar weiß man vorher nicht, ob es etwas Besseres gibt. Meine Erfahrung und die vieler anderer Menschen zeigen jedoch – die Chancen sind sehr hoch. Ich selbst hätte mir aus meiner Festanstellung heraus damals nicht annähernd die Möglichkeiten vorstellen können, die sich mir heute bieten. Wenn man Nachrichten guckt, wird es einem auch nicht gerade leicht gemacht, den Blick zu öffnen. Da wird oft nur über Schauergeschichten berichtet. Ja – die gibt es auch. Aber viel seltener als wir denken.
Mein Tipp: Mache dir eine Liste mit Punkten, die dir zu dem ‚Mehr‘ im Leben einfallen. Wie könnte es aussehen? Welche Bilder und Gedanken tauchen vor deinem inneren Auge auf? Das können ganz verrückte Sachen sein, die möglicherweise nichts mit dem beruflichen Kontext zu tun haben. Vielleicht findest du dein ‚Mehr‘ abseits des Berufes. Wer weiß, was sich daraus entwickeln kann…
2. Ich kann ja gar nichts anderes
Häufig sind wir uns unserer Fähigkeiten und Talente gar nicht bewusst. Am Ende meines Studiums habe ich ein Seminar zur beruflichen Orientierung besucht. Dort sollten wir unsere Fähigkeiten aufschreiben – nach 3 Punkten war Schluss. Ich hatte keine Ahnung, was ich kann. Viele Talente habe ich als selbstverständlich angesehen und definitiv nicht ausreichend, diese kompetent in einem Beruf einzubringen. Heute ist die Liste meiner Fähigkeiten riesig! In jedem von uns steckt so viel – wir müssen es nur sichtbar machen.
Mein Tipp: Mache dir deine Fähigkeiten bewusst! Du kannst weitaus mehr als du denkst. Als kleine Übung kannst du 20 Punkte aufschreiben, auf die du stolz bist im Leben. Das können das erste Referat oder auch der erste selbstgebackene Kuchen sein. Es geht nicht darum, Superman-Fähigkeiten zu identifizieren. Häufig ist es die Summe kleiner Einzelteile, die uns ausmachen. Und jedes Einzelteil gilt es zu würdigen – und vor allem zu leben.
3. Was werden denn die anderen sagen
Als ich das erste Mal darüber sprach, meinen Job zu kündigen, wurde ich von allen ungläubig angeschaut. „Bist du verrückt, so eine sichere Anstellung aufzugeben?“ Das hat meine Entscheidung ins Schwanken gebracht und es hat einige weitere Monate gebraucht, bis ich sie fällen konnte. Meine innere Stimme nach dem ‚Mehr‘ im Leben war so laut – ich konnte gar nicht anders, als ihr Gehör zu verschaffen. Irgendwann hat sie sich durchgesetzt. Die Bewunderung der anderen für meinen Mut war plötzlich sehr groß.
Mein Tipp: Sprich mit den richtigen Leuten über deine Pläne. Die Antwort auf das ‚Mehr‘ muss ja nicht gleich die Kündigung sein. Aber egal wie umfangreich die Veränderung ist – Menschen, die stark auf Sicherheit gepolt sind, werden versuchen, deine Pläne auszureden. Nicht, weil sie dir diese nicht gönnen, sondern weil sie selbst Angst haben.
4. So schlimm ist es ja nun auch wieder nicht
Zumindest könnte es fast immer noch schlimmer sein. Wenn du einen Job hast, der dein Einkommen sichert, in dem du mit sympathischen Kollegen zusammenarbeitest, die Inhalte OK sind und der Chef zumindest ab und zu mal signalisiert, dass er deine Arbeit schätzt, kannst du das dein Leben lang aushalten. Teilweise sogar vergnügt. Die Frage ist – reicht dir das?
Es gibt mehr als genügend Menschen, die damit wirklich sehr zufrieden sind. Eine Zeit lang habe ich diese beneidet – warum kann ich nicht mit einem ganz „normalen“ Berufsleben zufrieden sein? Mittlerweile habe ich erkannt – weil ich eben ich bin. Und ich habe viele Menschen kennengelernt, die ähnlich ticken wie ich.
Mein Tipp: Wenn also dieses leichte Gefühl der Unzufriedenheit an dir nagt und du dir schon mehrfach hast einreden wollen „So schlimm ist es ja nun auch wieder nicht“, dann hör nochmal genau hin. Reichen dir deine aktuellen beruflichen Entfaltungsmöglichkeiten wirklich, oder könnte es noch ein bisschen ‚Mehr‘ sein?
5. Ich habe keine Zeit dafür
Zeit von uns hat jeder – jeden Tag 86400 Sekunden. Bis das Zeitkonto irgendwann abgelaufen ist. Die Frage ist – wie verbringe ich diese Zeit? Gestresst, gehetzt, von einem Termin zum nächsten, weil ich glaube „Das muss so sein“? Oder entspannt, erfüllt, voller Freude mit den Dingen, die ich gerne tue?
Sätze wie „Du machst schon Feierabend – das kann ja wohl nicht sein.“ „Das Dokument MUSS heute unbedingt noch fertig werden.“ ergänzt um regelmäßige „Personalentwicklungsgespräche“ in denen knallhart auf die Ziele geachtet wird, machen es nicht leicht, mal durchzuatmen. Ich selbst habe das gemerkt. Es gab eine Phase, da war ich glücklich, um 20h Feierabend machen zu dürfen. Gott sei Dank ist mir irgendwann ein Licht aufgegangen und ich habe hinterfragt, was ich da eigentlich tue. Wir stecken so drinnen in dem Trott – da bleibt keine Zeit zu hinterfragen. Oder doch?
Mein Tipp: Nimm dir diese Zeit!! Egal ob du glücklich oder unzufrieden im Job bist – stell dir ab und zu diese Fragen: „Wie geht’s mir gerade?“ „Möchte ich das, was ich hier den ganzen Tag tue, wirklich tun?“ „Was kann ich verändern, damit es mir (noch) besser gefällt?“ Nur, wenn du dir die Zeit nimmst, dir selbst zuzuhören, bekommst du auch mit, wenn etwas in die falsche Richtung läuft. Warte nicht, bis du krank oder ausgebrannt bist.
6. Abends bin ich zu K.O. mich damit zu beschäftigen
Denn das ist die nächste Phase, die kommt. Viele Menschen fühlen sich total K.O. und erschöpft, wenn sie abends nach Hause kommen. Bestenfalls reicht noch die Bewegung zur Fernbedienung – und dann bitte Ruhe im Karton. Es ist wie ein kleiner Teufelskreis. Man fühlt sich erschöpft von der Arbeit, hängt zu Hause nur noch ab und erlebt kaum noch wahre Glücksmomente. Dabei sind genau die es, die einem wieder Energie schenken!
Eine Kundin von mir wollte eine Coachingausbildung machen, aber sie hatte nicht die Kraft dafür. Doch die Sehnsucht war groß und sie hat sich entschieden, das erste Modul zu besuchen, um herauszufinden, wie es sich anfühlt. Nach dem Wochenende hat sie so gesprüht vor Energie – sie war selbst ganz verblüfft.
Mein Tipp: Dieser Effekt kann auch eintreten, wenn du deine Fühler nach dem beruflichen ‚Mehr‘ ausstreckst. Wenn man spürt, was alles möglich ist – und sieht, wie sich aus dem Nichts Türen öffnen, setzt das unglaublich viel Energie frei. Der erste Aufraffer kostet Energie, dann läuft vieles von selbst.
7. Bei mir ist das ja etwas anderes…
Stimmt – bei dir ist es etwas anderes. Jeder von uns hat individuelle Rahmenbedingungen und Voraussetzungen – der eine hat gerade ein Haus gebaut, der andere gerade Kinder bekommen, der nächste Eltern, die er pflegen möchte. Doch wo ein Wille da ein Weg.
Egal wie herausfordernd die Rahmenbedingungen sind – es gibt immer Möglichkeiten und Wege nach dem ‚Mehr‘ im Leben zu suchen. Vielleicht kann man das ‚Mehr‘ nicht so schnell ins eigene Leben holen und man benötigt einige Zwischenschritte. Vielleicht kostet es zusätzliche Kraft, weil man auch die Familie mit ins Boot holen muss. Unmöglich ist es trotzdem nicht.
Mein Tipp: Mache dir deine Rahmenbedingungen bewusst. Was kann und will ich wirklich nicht verändern? Und dann öffne den Raum der Möglichkeiten von dort aus. Du wirst sehen – er ist immer noch groß genug!
Wie immer freue ich mich über deine Kommentare und Gedanken zu diesem Artikel, über Weiterempfehlung – und am allermeisten, wenn ich dir konkrete Impulse geben konnte.
Wenn du deine Frage nach dem ‚Mehr‘ im Leben von verschiedenen Perspektiven aus beleuchten möchtest, vereinbare einen Termin mit mir.
Deine Katrin
Ich habe 10 Jahre nach dem „Mehr“ im Leben gesucht und bin dem gefolgt. Jetzt bin ich wieder da, wo ich vor 10 Jahren schon war…
Viele Erfahrungen reicher…
Andrea
Liebe Andrea,
danke für deinen Kommentar! Das habe ich schon öfter gehört. Möglicherweise steckt in diesen Erfahrungen das ‚Mehr‘?
Ich wünsche dir weiterhin viele bereichernde Erfahrungen,
liebe Grüße,
Katrin
Liebe Katrin,
ein toller Artikel. Danke dafür! Ich kenne den Einwand „keine Zeit dafür“ sehr gut ;). Und die von Dir angeregten Art zu fragen ist es auch, die mir dann immer wieder vor Augen holt, was ich wirklich erleben will im Leben.
Ich stelle mir dann die Fragen: „Lebe ich gerade das Leben, was ich aus tiefstem Herzen leben möchte. Lebe ich das Leben, wo ich morgens aufstehe und kaum erwarten kann, dass es losgeht und abends voller Dankbarkeit den Tag reflektiere?“.
In diesem Sinne wünsche ich Dir einen phantastischen Tag beim Leben Deines Traumes. Du bist eine Bereicherung. Danke dafür.
Alles Liebe
Diana
Liebe Diana,
vielen Dank für deine lieben Worte!! Das motiviert mich sehr, weiterhin zu schreiben und meine Erkenntnisse mit der Welt zu teilen! Heute habe ich mein letztes Jahr Revue passieren lassen – wahnsinn, was da alles los war. Schön, dass wir jetzt intensiver zusammenarbeiten 🙂 Ich freue mich auf alles, was in 2014 kommt!
Ich sende inspirierende Sprudelenergie nach Graz!
Liebe Grüße,
Katrin