Vor fast 2 Jahren habe ich TRE kennengelernt: Eine Entspannungsmethode für alle, die vor lauter Druck und Gewusel im Alltag schwer abschalten können. Ich habe das Gefühl, dass es immer mehr Menschen gibt, auf die das zutrifft. Und vor allem viel zu Viele, die sich damit abgefunden haben.
Daher schreibe ich heute über meine Erfahrungen. Vielleicht kann die Methode auch dir mehr Entspannung im Alltag schenken. Oder der Artikel inspiriert dich, über dein Bedürfnis nach Entspannung im Alltag nachzudenken. Vor lauter Gewusel bekommen wir nämlich oft gar nicht mehr mit, wie sehr wir über unsere Grenzen gehen.
TRE – was ist das überhaupt
TRE (Tension and Trauma Releasing Exercises) kommt ursprünglich aus der Traumatherapie und wurde von David Berceli entwickelt, um Menschen in Krisengebieten die Möglichkeit zu geben, ihre traumatischen Erlebnisse in kurzer Zeit körperlich loszulassen. Dazu führt der Anwender eine festgelegte Reihe von Übungen durch, die den Körper darauf vorbereiten, minutenlang zu zittern. Über dieses Zittern werden tiefsitzende Verspannungen losgelassen und der Körper findet in sein ursprüngliches Gleichgewicht zurück.
Das wiederum wirkt nicht nur bei Traumata. Auch unser ganz normaler Alltagswahnsinn hinterlässt tiefsitzende Spuren in unserem Körper, die sich oft über Jahre festgesetzt haben. Die Folgen davon spüren wir irgendwann in Form von Verspannungen, Schlafproblemen, Rückenschmerzen oder andauernder Erschöpfung. Daher wird TRE heute nicht nur in Krisengebieten, sondern überall auf der Welt praktiziert.
Ich selbst war erstmal stutzig. Rumstehen und schlottern soll mir helfen, mich zu entspannen? Doch die Neugierde siegte und so habe ich mich zu einem Workshop angemeldet.
Das erste Zittern
Der Workshop startete zunächst mit Hintergrundinformationen. So war der Kopf beschäftigt und konnte sich besser auf das einlassen, was im Folgenden passierte.
Weiter ging es mit der Übungsreihe, die auch für Nicht-Sportliche einfach umzusetzen war. Einzelne Übungen kannte ich bereits aus dem Yoga. Daher war ich überrascht, als meine Beine während einer der Übungen plötzlich anfingen zu zittern. Das kenne ich sonst nur, wenn ich körperlich an meine Grenzen gehe.
Doch bei TRE wird genau dieses Zittern bewusst ausgelöst. Also bin ich in der Übung geblieben und habe gezittert. Auch, wenn es wirklich ungewohnt war.
Am Ende der Übungsreihe haben wir die spezielle „Zitter-Körperhaltung“ eingenommen und abgewartet. Wenige Minuten später fingen meine Beine wieder an zu zittern, ohne dass ich etwas dafür tun musste. Stück für Stück dehnte sich das Zittern im ganzen Beckenraum aus. Es fühlte sich an, als ob die ganzen kleinen Stresskörperchen, die tief in meiner Muskulatur festgeklebt waren, aus meinem Körper hüpfen. Ich musste laut lachen vor Freude und Erleichterung.
Nach ca. 10 Minuten Zittern, haben wir uns flach auf den Boden gelegt und nachgespürt. Mein Körper fühlte sich so entspannt an, wie schon lange nicht mehr. Meine Lendenwirbelsäule hatte wieder mehr Platz, ich konnte leichter atmen und fühlte mich freier. Es war himmlisch. Und das in relativ kurzer Zeit. Die Übungsreihe dauert ca. 45 Minuten (reine Übungsdauer).
Entspannung ohne Stille.
Was mich an TRE so fasziniert, ist, dass man nicht künstlich still auf dem Boden liegen muss, um zu entspannen. Das ist mir nämlich früher wirklich schwer gefallen. Innerhalb kurzer Zeit von 100% auf 0% runterzuschalten war fast unmöglich und so lag ich oft auf meiner Matte und dachte mir „Super – jetzt hast du mal 10 Minuten Ruhe und kommst nicht runter“. Heute fällt mir das leichter, da ich mir tagsüber kleine Auszeiten gönne und die Dinge mit mehr Ruhe angehe als früher. Doch viele Menschen gönnen sich diese Momente nicht. Und dann ist TRE wirklich sehr wertvoll, um Stress körperlich abzubauen und die Muskeln zu entspannen. Man darf dabei Lachen und wach sein. Oder still sein und ganz genau reinspüren. Je nachdem, was einem in dem Moment gut tut.
Bist du auch neugierig geworden? Falls ja, kannst du auf den Seiten von TRE Deutschland Workshops in deiner Region finden. Am 02.07.2016 und am 02.09.2016 finden Workshops bei Sevira Landsberg in Troisdorf (Zwischen Köln und Bonn) statt, für den du dich hier anmelden kannst.
Die Methode spricht dich nicht an? Dann kannst du dein Bauchgefühl befragen, welche Form der Entspannung es sich für dich wünscht. Vielleicht hast du am Wochenende ja noch ein wenig Luft und kannst dir Zeit dafür nehmen.
Falls du die Methode selbst schon mal kennengelernt oder ausprobiert hast, freue ich mich über deine Erfahrungen als Kommentar unterhalb des Artikels. Ich wünsche dir ein entspanntes Wochenende.
Liebe Grüße, Katrin
TRE hilft auch mir sehr. Nicht nur die Folgen meiner Entwicklungstraumata zu überwinden, sondern auch ganz simpel um runterzukommen, wenn ich wieder keine Nerven habe und so gerne wieder die alte wäre, die nicht wegen jedem bißchen an die Decke geht. Da hilft mir TRE ganz enorm. Und mir genügt schon die Hauptübung um ins Zittern zu kommen und ich wähle immer eine vollkommen stressfreie Position, mache wann immer es mein Körper verlangt Pausen (Beine ausstrecken) und atme ganz instinktiv oft tief und erleichtert aus. So viel Ballast wird da abgeschüttelt und die Entladung an Stress geht so schnell im Vergleich zu wie lange es gedauert hat diesen Berg an Spannungen aufzubauen. Das überrascht und verblüfft mich jedesmal wie angenehm entspannt und manchmal auch energetisiert ich mich danach fühle. Jedes Mal ist anders. Es lohnt sich für mich immer meinem Körper mal das Szepter zu überlassen und ihm zu gestatten dort Spannungen zu entladen wo er meint da müssten sie nun als nächstes raus. Das kann was ganz altes sein oder ganz aktuell. Aber nie fühlte ich mich bisher schlecht dabei oder danach, sondern immer befreit bzw. auf dem Weg dort hin. Ein gesteigertes Gefühl von Sicherheit und emotionaler Stabilität stellte sich bei mir nach wenigen Tagen schon ein. Ich fühle mich viel widerstandsfähiger in Bezug auf Kritik, schaffe es bei mir zu bleiben, fühle mich eben nicht mehr so schnell bedroht wie früher. Darum gehört TRE für mich nun fest dazu.
Liebe Nicole,
danke, dass du deine Erfahrungen hier teilst! Das erinnert auch mich daran, TRE nochmal in meinen Alltag einzubauen. Die Spannung abzuschütteln ist wirklich ein befreiendes Erlebnis, welches man nie mehr vergisst!
Viele Grüße und ein schönes Wochenende, Katrin
Okay, das war so meine Frage gewesen. Ob man damit auch Entwicklungstraumata und nicht nur Schocktraumata behandeln kann, die ja doch ganz unterschiedlich sind. In welchem Kostenrahmen bewegt sich denn so eine Einführung?
Liebe Nicole, die Kosten sind vermutlich abhängig davon, mit wem du die Einführung machst. Auf dieser Seite findest du ausgebildete TRE Therapeuten: https://www.tre-deutschland.de/s05.php?sotier=2. Vielleicht ist jemand in deiner Region, den du fragen kannst. Viele Grüße, Daria
Hallo,
ich würd die Übungen gerne zuhause täglich machen.
Welche Webseit ist dafür hilfreich und zeigt mir die original dafür entwickelten Übungen?
Liebe Angelika,
herzlichen Dank für deine Anfrage und dein Interesse an TRE. Da TRE nur nach vorheriger Einweisung praktiziert werden darf, wirst du im Internet vermutlich keine Anleitungen dazu finden.
Hier findest du alle Menschen, die in TRE ausgebildet sind und ggf. auch Kurse anbieten: https://www.tre-deutschland.de/s05.php?tzeit=1549703314
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass dies sehr wertvoll ist, da man selbst nicht erkennt, wenn man eine Bewegung falsch ausübt. Doch das ist die Voraussetzung, damit TRE überhaupt wirken kann.
Ich wünsche dir alles Gute.
Viele Grüße, Katrin
Hallo, ich habe TRE nach einer kleinen Anleitung mit Bildern gemacht, die meine Kollegin mir gegeben hat. Hat super geklappt, auch ohne Einweisung…Klasse Gefühl!!!
@ Miotra: Danke für Deinen/Ihren Beitrag! ich finde es geradezu unanständig, viele wertvolle Methoden zur Traumaheilung als eine Art „Geheimwissen“ nur gegen (meist) richtig viel Geld „abzugeben“ – zumal viele Traumatisierte am Hungertuch nagen! EFT ist da ein gutes Positiv-Beispiel und auch zu TRE gibt es unzählige gute Quellen.
Nach vielen gescheiterten Therapien und unfähigen, ja teilweise selbst bösartigen Therapeuten (…alles auf Audio dokumentiert!) setze ich mittlerweile auf Selbsthilfe!
Viel Erfolg beim Überwinden Deines/Ihres Traumas!
Michael P. Klotz
Hallo Michael, die Medaille hat ja immer 2 Seiten. Wenn jemand für sich selbst Methoden ausprobiert und das gut klappt, ist es natürlich super. Doch ich selbst habe bei TRE erlebt, dass Themen hochgekommen sind und ich war dankbar, dass ein Profi an meiner Seite war, der mich dabei begleitet hat. Insofern ist es wichtig, achtsam mit sich selbst umzugehen und zu schauen, was kann ich alleine und wofür brauche ich Begleitung. Wobei es es in der Tat eine Herausforderung sein kann, gute Begleitung zu finden. Ich habe mit meinen spirituellen Lehrern viel Glück gehabt. Wobei auch ich glaube, dass Selbstverantwortung an erster Stelle steht und man mit Selbsthilfe schon einiges auflösen kann. Herzliche Grüße, Daria Katrin Linzbach